„El Caudillo“ – Francisco Franco, Der spanische Diktator

Gehört haben die meisten seinen Namen schon einmal, zumeist in Verbindung mit dem Spanischen Bürgerkrieg, doch das ist oft schon alles, was man von Francisco Franco weiß, der immerhin 39 Jahre lang Spanien diktatorisch regierte. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass in den meisten Schulbüchern zu diesem Thema meist ein einziger Absatz zu finden ist. Doch wer ist nun Franco, der heute vor 35 Jahren in Madrid starb?

Francisco Franco, spanischer General und Diktator

Francisco Franco (* 4. Dezember 1892 in Ferrol) begann sehr früh seine militärische Laufbahn, mit 23 Jahren war er der jüngste Major der spanischen Armee, 1926 ernannte ihn König Alfonso VIII. zum jüngsten General einer europäischen Armee. Eine Zeit, die ihn sehr prägte, härter machte und wohl auch näher zu den Faschisten brachte. Praktisch von Anfang an war er Gegner der 1931 gegründeten zweiten Spanischen Republik, die in drei Richtungen gespalten war: Die Rechtskonservativen, Traditionalisten, Kirchenanhänger aber auch Faschisten. Die Bürgerlich-Liberalen und Sozialdemokraten, die wohl noch am ehesten mit dem republikanischen Staat einverstanden waren und deren Ziel Reformen des geschwächten Landes waren. Und die Sozialisten, Kommunisten, geprägt vom Stalinismus mit dem Ziel der Einführung des Kommunismus auch in Spanien.

Seine Einstellung wurde bereits 1934 deutlich, als er einen Aufstand der Bergleute in Asturien brutal niederschlug – weit mehr als 1200 Tote, der größte Teil davon Zivilisten, waren das Ergebnis von Luftschlägen gegen Arbeitersiedlungen, Repressalien und Erschießungen.

Als 1936 nach dem Wahlsieg der aus Bürgerlich-Liberalen und linken Kräften bestehenden Volksfront ein Putsch rechtskonservativer und nationalistischer Militärkräfte begann, flog er von den Kanaren zurück nach Spanien und half mit, den Bürgerkrieg zu entzünden. Noch im selben Jahr wurde er zum Oberbefehlshaber der aufständischen Armee und auch zum provisorischen Chef der Regierung und somit des kontrollierten Gebietes.

So begann einer der dunkelsten Abschnitte der jüngeren spanischen Geschichte: Ein grausamer Bürgerkrieg, der auf beiden Seiten viele Opfer forderte. Sowohl die republikanische wie auch die putschistische Seite mordeten zahlreiche Gegner dahin. Dennoch war ein deutlicher Unterschied erkennbar. Nicht nur die Zahlen, nach denen Franco mindestens viermal so viele Menschen töten ließ, auch seine Motive waren andere. Ein Beispiel dafür war das Massaker von Malaga, bei dem die Nationalisten etwa 10.000 fliehende Zivilisten niedermetzelten.

Nach dem Ende des Bürgerkrieges 1939 gab es nicht nur etwa 500.000 Kriegsflüchtlinge in Frankreich, die später teilweise von den deutschen Nationalsozialisten interniert wurden, in Spanien selbst waren fast 300.000 überlebende Kriegsgegner unter menschenunwürdigen Bedingungen in Arenen und Gefängnissen eingesperrt. Mehr als 100.000 von ihnen wurden erschossen – oft genug ohne Gerichtsverfahren, wobei dies für die meisten von ihnen keinen Unterschied mehr bedeutete, da auch die Gerichtsverfahren nur eine Farce waren.

Durch seine Neutralität während des 2. Weltkrieges und die Zusammenarbeit mit der USA gelang Franco, nun bezeichnet als „El Caudillo“, zu Deutsch „Der Führer“ die Anerkennung seiner faschistischen Diktatur, unter der das Land bis 1975 leiden sollte. Menschenrechte und Pressefreiheit waren zu dieser Zeit ein Fremdbegriff, Oppositionelle wurden mit aller Härte verfolgt und bestraft.

Man könnte meinen, dass ganz Spanien aufgeatmet haben muss, als Franco heute vor 35 Jahren endlich verstarb, doch dem war nicht so. Konservative befürworteten die Unterstützung der Katholischen Kirche, deren Rolle nicht gerade eine rühmliche war, Faschisten die rassistische Ausrichtung und den Militarismus. Dennoch standen bis 2005 Standbilder Francos in den Städten, erst 2009 wurde ein Gesetz erlassen, in dem ihm seine Ehren aberkannt wurden und man eine wirkliche Aufarbeitung der Geschichte begann.

Auch Spanien gehört zu jenen gescheiterten Demokratien, die im Europa der 20er und 30er Jahre zu Republiken wurden, um dann wieder zu grausamen Diktaturen zu werden, und ebenso wie viele der anderen Länder hat auch Spanien noch heute teilweise Schwierigkeiten, diese Vergangenheit aufzuarbeiten.

Schlimm genug, dass die Westmächte damals nichts unternahmen, um Menschenrechte und Demokratie ins Land zu bringen, doch wenn man nicht einmal im Geschichtsunterricht darüber aufgeklärt wird, was dort geschah, wurde eindeutig etwas falsch gemacht.

Das Biest

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